Wirbelsäulen-
erkrankungen
Die Wirbelsäule ist nicht dafür gemacht länger als 35 Jahre zu dienen …
Die häufigsten Wirbelsäulenerkrankungen entstehen aufgrund von Verschleisserscheinungen. Sie werden auch als degenerative Erkrankungen bezeichnet und sind praktisch bei jedem Menschen über 35 Jahre nachweisbar. Zum Glück sind viele Veränderungen nicht sehr beeinträchtigend oder können mit konservativen Massnahmen gut behandelt werden. Liegen aber therapieresistente Schmerzen und/oder Lähmungserscheinungen vor, ist eine chirurgische Versorgung meist unumgänglich. Auch an der Wirbelsäule ist die geringstmögliche operative Belastung entscheidend um die postoperative Erholung zu beschleunigen. Tumore der Wirbelsäule können im Knochen, im Nervenkanal oder im Rückenmark auftreten. Neben Reizerscheinungen wie Schmerzen und Missempfindungen können sie auch zu neurologischen Ausfällen in Armen und Beinen, bis hin zur Querschnittslähmung führen. Deswegen ist oft ein rasches Handeln erforderlich.
In unserem Zentrum werden alle Arten von Wirbelsäulenerkrankungen behandelt. Durch die enge fachübergreifende Zusammenarbeit mit Neuroradiologen, Neurologen und Strahlentherapeuten im ENDOMIN NETZWERK wird eine Therapie nach neuesten medizinischen Erkenntnissen mit allen zur Verfügung stehenden Methoden ermöglicht.
In den folgenden Abschnitten finden Sie Informationen über die wichtigsten Formen der Wirbelsäulenerkrankungen, deren Symptome, Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten sowie Erläuterung über spezielle Techniken und Behandlungsstrategien unseres Zentrums.
BANDSCHEIBENVORFALL
Verschleißerscheinungen der Bandscheiben, den knorpeligen Stoßdämpfern zwischen den Wirbelkörpern, setzen ab dem 20. Lebensjahr ein. Wiederholte einseitige und unnatürliche Belastungen, sowie falsche Körperhaltung wirken verstärkend. Auch bei der Mehrzahl der rückengesunden Menschen finden sich im Kernspinntomogramm (MRI) Abnutzungserscheinungen der Bandscheiben, diese haben meist keinen Krankheitswert. Circa 5% aller Menschen erleiden jedoch im Verlaufe ihres Lebens einen Bandscheibenvorfall. Durch Rissbildung im äusseren Faserring tritt weiches Bandscheibenmaterial in Richtung des Spinalkanales respektive der Nervenwurzeln aus und können so Druck auf Nervenwurzeln oder das Rückenmark ausüben.
Die Symptome die durch einen Bandscheibenhernie hervorgerufen werden unterscheiden sich je nach Grösse und Höhe des Vorfalles (Hals-, Brust- oder Lendenwirbelsäule).
Zunächst treten häufig unspezifische Nackenschmerzen auf, die bei Kompression einer Nervenwurzel im Verlauf in einen Arm ausstrahlen, entsprechend dem Versorgungsgebiet der betroffenen Nervenwurzel. Zusätzlich können auch Gefühlsstörungen und ein Kraftverlust auftreten. Bei Kompression des Rückenmarkes im Spinalkanal können alle motorischen und sensorischen Funktionen unterhalb der betroffenen Höhe in Mitleidenschaft gezogen werden, bis hin zum kompletten Querschnittssyndrom.
Bandscheibenvorfälle der Brustwirbelsäule sind sehr selten im Vergleich zu denen der Hals- und Lendenwirbelsäule. Symptome sind oft unspezifische Schmerzen im Brust- und Bauchbereich. Auch eine Schwäche eines oder beider Beine ist möglich, im Extremfall kann es zu Querschnittssyndromen kommen.
Wenngleich viele Patienten auch über Rückenschmerzen klagen ist das Hauptsymptom des lumbalen Badscheibenvorfalles ein ins Bein ausstrahlender, heftiger Schmerz. Hinzu können Gefühlsstörungen (Taubheit, Ameisenlaufen, Kribbeln) oder eine Minderung von der Muskelkraft kommen. Die Ausbreitung des Schmerzes, der Gefühlsstörung und der Muskelschwäche richtet sich nach der betroffenen Nervenwurzel, ist häufig charakteristisch und erlaubt oft auch ohne Bildgebung eine genaue Zuordnung.
Zu einer Störung der Blasen- oder Mastdarmfunktion kann es durch sehr grosse Bandscheibenvorfälle kommen. Dies ist immer ein neurochirurgischer Notfall der einer dringenden Operation bedarf.
Zur Darstellung der Weichteile (Bandscheiben, Bandapparat, Gelenkkapseln, Rückenmark, Nervenwurzeln) ist das Kernspintomogramm (MRI) die Untersuchung der Wahl. Knöcherne Strukturen finden sich im Computertomogramm (CT) besser dargestellt. Die dynamischen Eigenschaften der Wirbelsäule können durch Funktionsröntgenbilder beurteilt werden.
Unabhängig von der Lokalisation gilt, dass die Behandlung von Bandscheibenleiden primär konservativ ist. Durch Schonung in der Akutphase, Schmerzmedikamente, später Physiotherapie und ggf. röntgengesteuerte Infiltrationen kann die große Mehrzahl der Bandscheibenbeschwerden innert 6-12 Wochen erfolgreich therapiert werden.
Eine relative Operationsindikation besteht bei stärksten Schmerzen, welche auf eine Therapie nicht hinreichend ansprechen und leichten Lähmungserscheinungen.
Ein absoluter Neurochirurgischer Notfall besteht hingegen bei schweren Lähmungen und / oder Störungen der Blasen- oder Mastdarmfunktion. Bei einer akuten Blasenlähmung sollte die Operation innerhalb von Stunden durchgeführt werden.
Halswirbelsäule
In der Regel wird über einen Zugang von vorne die Bandscheibe entfernt und entweder ein Platzhalter (sog. Cage aus Titan oder Kunststoff) oder eine Bandscheibenprothese eingebracht. Die Entlastung der eingeklemmten Nerven führt in der Regel zur sofortigen Beschwerdefreiheit. Das Risiko einer Nerven- oder Rückenmarksverletzung ist minim (weit unter 1%). Wenn ein kleiner Bandscheibenvorfall weit lateral liegt, ist die Entfernung auch von hinten möglich. In unserem Zentrum wird diese sog. Fryckholm-Operation minimalinvasiv durchgeführt und die eingeklemmte Wurzel mit einer minimalen muskulären Verletzung dargestellt. Bei dieser Technik wird über einen nur 10 mm langen Hautschnitt die Halswirbelsäule in Dilatationstechnik erreicht, der Bandscheibenvorfall durch einen schmalen Arbeitskanal endoskopisch-assistiert entfernt. Durch den sehr kleinen Hautschnitt und die nur minimale Belastung der Muskulatur sind die postoperativen Schmerzen deutlich reduziert.
Brustwirbelsäule
Aufgrund der anatomischen Verhältnisse im Bereich der Brustwirbelsäule (Ausdehnung des Rückenmarks bei relativer Enge des Spinalkanales) ist ein Eingriff in diesem Bereich, im Vergleich zu anderen Wirbelsäulenoperationen, komplex. Diese Eingriffe werden in unserm Zentrum unter kontinuierlichem Neuromonitoring durchgeführt.
Lendenwirbelsäule
Operationen an der Lendenwirbelsäule werden in unserer Klinik rein endoskopisch oder endoskopisch-assistiert durchgeführt. Diese Techniken erlauben es uns einen möglichst schonenden Zugang zu den krankhaft veränderten Strukturen zu finden und die tragenden Elemente der Wirbelsäule zu schonen (Muskeln, Bandapparat, Zwischenwirbelgelenke). Durch den sehr kleinen Hautschnitt und die nur minimale Belastung der Muskulatur tritt ein kaum messbarer Blutverlust auf. Die postoperativen Schmerzen sind deutlich geringer, die Patienten können schon am OP-Tag aufstehen und nach kurzer Zeit die Klinik verlassen.
Bei ausgedehnter Bandscheibendegeneration finden In gewissen Situationen auch Bandscheibenprothesen eine Anwendung. Besteht darüber hinaus eine symptomatische segmentale Instabilität (Gleitwirbel) kann unter Umständen eine Wirbelkörper-Versteifungen (Spondylodese) nötig sein. In unserer Klinik können diese Eingriffe navigationsgesteuert und unter Anwendung intraoperativer CT-Untersuchungen ausgeführt werden.
Durch die Anwendung von endoskopischen und endoskopisch-assistierten Techniken kann der operative Zugang zu der Wirbelsäule behutsam angelegt die Muskulatur geschont werden. Dies verspricht eine minimale Operationsbedingte Verletzung und eine schnelle Genesung nach dem Eingriff.
SPINALKANALSTENOSE
Im Rahmen des natürlichen Alterungsprozesses der Wirbelsäule, verstärkt durch Fehlhaltung, unphysiologische und repetitive Belastungen, kommt es zur Degeneration verschiedener Elemente der Wirbelsäule. Bandscheiben, Zwischenwirbelgelenke und Bandapparat zeigen Abnutzungen, welche schliesslich den Wirbelkanal und / oder die Austrittsstellen der Nervenwurzeln einengen können. Gelegentlich wird diese Einengung durch ein Wirbelgleiten noch kompliziert.
Betroffen sind typischerweise ältere Patienten (> 60 J) und häufiger Frauen als Männer.
Der klassische Symptom der Sinalkanalstenose ist die verkürzte Gehstrecke, die „Schaufensterkrankheit“: nach kurzer Geh- oder Stehdauer kommt es zu zunehmenden Schmerzen in den Beinen. Möglich sind auch ein Schweregefühl und unangenehme Missempfindungen (Ameisenlaufen, Brennen) in den Beinen. Rückenschmerzen sind ebenfalls häufig, meist jedoch nicht vordergründig. Im Vergleich zur „Schaufensterkrankheit“, die durch eine Durchblutungsstörung der Beine verursacht wird, ist bei der Spinalkanalstenose häufig Fahrradfahren problemlos möglich und eine Besserung der Beschwerden kann durch vornüberbeugen erreicht werden.
Neurologische Defizite im Sinne von motorischen Lähmungen oder Störung der Sensibilität sind meist leichtgradig und werden vom Patienten oft selbst gar nicht bemerkt.
Zur Darstellung der Weichteile (Bandscheiben, Bandapparat, Gelenkkapseln, Nervenwurzeln) ist das Kernspintomogramm (MRI) die Untersuchung der Wahl. Knöcherne Strukturen finden sich im Computertomogramm (CT) besser dargestellt. Die dynamischen Eigenschaften der Wirbelsäule können durch Funktionsröntgenbilder beurteilt werden. Zudem muss das Vorliegen einer Durchblutungsstörung der Beine, welche ähnliche Symptome hervorrufen kann, ausgeschlossen werden.
Der Krankheitsverlauf ist meistens schleichend. In der Anfangsphase können konservative Therapiebemühungen einen Nutzen erbringen. Physiotherapie, Rückenschulung, Schmerzmittel und zuletzt Infiltrationen (Triggerpunkte, Zwischenwirbelgelenke) haben aber meist nur eine aufschiebende Wirkung, da der zugrundeliegende Pathomechanismus eine mechanische Reizung der Nerven ist und die konservativen Therapiemethoden somit keine ursächliche Lösung der Erkrankung erreichen können.
Ziel einer jeden Operation ist die Erweiterung des verengten Segmentes und / oder der eingeengten Nervenfenster. Verschiedene Techniken werden hierfür angewendet (Interspinöse Dekompression, Recessusdekompression, Unilaterale Fenestration mit Undercutting zur Gegenseite, Bilaterale Fenestration). Das optimale Verfahren richtet sich im Einzellfall nach der speziellen Eigenheit der Erkrankung und wird individuell festgelegt. Alle Operationen werden in unserer Klinik mikrochirurgisch, endoskopisch assistiert ausgeführt und haben die Schonung aller tragenden und stabilisierenden Elemente der Wirbelsäule zum Ziel.
Häufig verwenden wir in unserem Zentrum die intraoperative Myelographie und Computertomographie. Dabei wird nach Anlage des Zuganges noch vor Dekompression der Spinalkanal punktiert und dort jodhaltiges Kontrastmittel eingespritzt. Die anschliessend angefertigte seitliche Röntgendurchleuchtung und CT kann die Engstelle genau darstellen. Nach operativer Entlastung wird das CT wiederholt und die Wunde erst geschlossen, wenn der Spinalkanal vollständig dekomprimiert ist.
Hirn- und Schädelbasistumore
Spinale Tumore umfassen alle gut- und bösartigen Tumore an der Wirbelsäule. Sie können den Knochen befallen, von Nervenwurzel ausgehen, innerhalb oder ausserhalb des Rückenmarkkanals liegen oder direkt im Rückenmark entstehen. Bei diesen sog. intraduralen Tumoren (innerhalb der Rückenmarkshaut) unterscheidet man Tumore des Rückenmarks, sog. intramedulläre Tumoren (z.B. Astrozytom oder Ependymom), von den extramedullären Tumoren, die das Rückenmark verdrängen (z. B. Neurinome oder Meningeome der Rückenmarkshaut). Unbehandelt führen spinale Tumore durch ihr Wachstum zur Schädigung des Rückenmarks und damit letztendlich zur Querschnittslähmung.
Die häufigsten Symptome eines spinalen Tumors sind lokale spannungsartige, oder ausstrahlende Rückenschmerzen, zunächst insbesondere in Ruhe, in der Nacht. Später treten neurologische Störungen auf, wie Taubheitsgefühle, Kraftminderung, Blasen-Mastdarm-Störungen und Störungen der Sexualfunktionen. Das Ausmaß der Beschwerden hängt von der Größe und Lage des Tumors ab. Die Symptome werden vom Patienten häufig erst spät bemerkt, da die Tumore häufig sehr langsam wachsen und die gesunden Fasern anfangs ausweichen können. Manchmal fällt zuerst den Angehörigen eine Gangunsicherheit auf, die typischerweise im Dunkeln ausgeprägter ist. Diese ataktische, ungeschickte Bewegung der Extremitäten und die Schmerzen sind meistens die ersten Vorboten der Erkrankung.
Die Diagnostik besteht aus einer klinisch-neurologischen, und nachfolgend aus einer bildgebenden Untersuchung. Um eine Kompression des Rückenmarkes oder der Nervenfasern zu beurteilen wird ein Kernnspinntomogramm (MRI) der gesamten Wirbelsäule angefertigt. Zur Darstellung der knöchernen Wirbelstrukturen wird eine Computertomographie (CT) durchgeführt, die Stabilität der Wirbelsäule wird am besten mit Funktions-Röntgenaufnahmen beurteilt.
Bei den meisten spinalen Tumoren wird eine Operation angeboten um die Artdiagnose des Tumors zu sichern und das Rückenmark zu entlasten. Besteht eine tumorbedingte Instabilität der Wirbelsäule, ist eine Fusion der betroffenen Segmente oft notwendig. Gutartige Tumore können durch eine vollständige Entfernung geheilt werden. Bei bösartigen Tumoren, wie z.B. Metastasen oder Lymphomen, ist meist noch eine Chemotherapie und / oder Bestrahlung nach der Operation notwendig. Bei Patienten mit tumorbedingtem Querschnitt erfolgt nach der Akutbehandlung eine intensive Physiotherapie in unserer Klinik mit anschließender neurologischer Rehabilitation in Absprache mit den Kollegen der Onkologie und Strahlentherapie, um ggf. eine Nachbehandlung optimal koordinieren zu können.
Ziel der Operation ist eine maximale Radikalität über den sichersten Weg zu erreichen. Das Risiko postoperativer Defizite lässt sich durch die Anwendung modernster Technik minimieren. Wichtig ist der Erhalt der neurologischen Funktion, um operationsbedingte Lähmungen, Gefühlsstörungen oder andere Störungen zu vermeiden. Entscheidend ist hierfür die Anwendung des elektrophysiologische Monitoring, mit ständiger Überwachung der Leitungsbahnen des Rückenmarks und der abgehenden Nervenwurzeln.
Eine wichtige Rolle spielt aber auch die Vermeidung zugangsbedingter Verletzungen der Wirbelsäule und ihrer Bänder, um einer späteren Instabilität vorzubeugen. Daher werden in unserem Zentrum die Tumore über einen minimalinvasiven Zugang erreicht, wobei die Muskulatur so wenig wie möglich mobilisiert und traumatisiert wird. Damit wird die Dynamik und Statik der Wirbelsäule geringstmöglich beeinträchtigt.
Die Anwendung von minimalinvasiven Methoden mit Schonung dieser Strukturen führt zu einer schmerzarmen Genesung und schnelleren Wiedereingliederung in das private und berufliche Leben.
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